Nieder-Liebersbach/Erbstetten Wenn im Juli die Sportakrobatik-WM wie geplant stattfinden kann, wird dort auch eine Sportlerin der SVG mit ihrer Wettkampfgemeinschaft SKG Erbstetten/SVG Nieder-Liebersbach im Rampenlicht stehen. Wenn alles so gut läuft wie bisher, wird für Josephine Beaupré (14) mit dem Start auf internationaler Bühne in Genf ein großer Traum in Erfüllung gehen. Den ungewöhnlichen Weg bis dahin, vom Zusammenfinden neuer Partnerinnen, von einer Nominierung zur WM und der letztendlichen Absage des Turniers 2020, von einem engagierten Trio, das sich durch das Corona-Virus nicht unterkriegen lässt, seinen Weg geht und wiederholt nominiert wird und nun vor seinem größten sportlichen Erfolg steht; davon erzählt die Protagonistin Josie selbst und auch ihre Mitstreiterinnen kommen zu Wort.
Das Jahr 2019 wurde gegen Ende für die talentierte SVG Sportakrobatin, Josephine Beaupré, zur Weichenstellung ihrer bisherigen sportlichen Karriere. Dabei sah es erst so aus, als wären ihre Tage als Oberfrau eines Trios gezählt, denn zum damaligen Zeitpunkt gab es an Partnerinnen, passend nach Alter/Größe/Leistungsstand, innerhalb der SVG keine Perspektive. Aber Josie sah sich sportlich als Unterfrau noch nicht angekommen und machte sich außerhalb des Vereins auf die Suche nach möglichen Partnerinnen. Soweit der erste Teil der Story, die dann doch noch zum Erfolg führen sollte.
Teil 2 begann damit, dass wiederrum bei den Bundeskaderathletinnen Lena Holdefer (19) und Kira Winter (18) von der SKG Erbstetten (Alb-Donau Kreis) nach der EM 2019 die Oberfrau überraschend ihre Karriere im Leistungsbereich beendete. Ebenfalls Mangels Ersatz im eigenen Verein, schalteten die zwei eine Suche in den sozialen Netzwerken nach der „dritten Frau“, worauf Josie aufmerksam wurde.
Ein Glücksfall, dass die Drei sich damals noch vor Coronazeiten gefunden haben und gleich nach den ersten gemeinsamen Trainings gut miteinander harmonierten. Schnell stand für sie fest „wir bleiben zusammen“. So mussten die Rahmenbedingungen geschaffen werden um diese Formation mit ihren exzellenten Voraussetzungen auf einen erfolgreichen Weg zu bringen, denn dahinter steckt kein „Selbstläufer“, sondern harte Arbeit. Damit das Trio zusammen trainieren konnte, nahmen die Akteure und die Familie von Josie viel an Organisation auf sich und investierten eine Unmenge von Zeit, allein schon in die Anfahrtswege zu den einzelnen Trainingseinheiten. Ein Aufwand, der sich für alle Beteiligten gelohnt hat, auch wenn die Zeiten alles andere als NORMAL waren und immer noch sind.
…Josie erzählt aus dieser Zeit:
"Als wir im Januar 2020 als neue Formation zusammenkamen, war unser Ziel die Nominierung zur Weltmeisterschaft 2020. Mitte Februar erhielten wir dann die positive Nachricht, dass wir zur Weltmeisterschaft nominiert worden sind. Wir waren sehr glücklich und fingen gleich an fleißig zu trainieren. Leider kam dann Covid19 und mit dem Virus auch im März der Lockdown. Als Formation war es uns nun nicht mehr möglich zusammen zu trainieren. Gemeinsam haben wir dann einen Plan erstellt, was jeder zu Hause üben soll/kann. Glücklicherweise war während dieser Zeit das Wetter recht schön und wir konnten oft unsere Trainingseinheiten in den Garten verlegen. Zu dieser Zeit hatten wir noch Hoffnung, dass die WM trotz allem stattfinden kann, doch dann wurde uns diese nach wenigen Wochen zunichte gemacht. Die WM wurde abgesagt, genauso wie all die anderen Wettkämpfe des Jahres 2020. Das war natürlich eine große Enttäuschung für uns.
Wir trainierten trotzdem fleißig zuhause, hochmotiviert, aber einfach war diese Zeit nicht für uns. Ich (als Oberfrau) trainierte Handstände auf allen möglichen Gegenständen und in allen möglichen Varianten. Sehr effektiv für uns war das regelmäßige Training über „Zoom“. Durch das Online-Training dreimal die Woche konnte man auch den Tag besser strukturieren, außerdem hatte man so die Möglichkeit die Sportler/Partner zu sehen und sich zu unterhalten. In der Zeit, in der das gemeinsame Training untersagt war, musste meine Familie als Trainingspartner einspringen.
Als sich endlich wieder zwei Haushalte treffen durften, trainierte ich viel mit Kira im Garten, denn in die Sporthalle durften wir leider noch nicht. Meine Schwester (auch Sportakrobatin) ersetzte die 3. Frau bei den Elementen. Bei einem Anfahrtsweg von eineinhalb Stunden war das alles keine leichte Organisationssache. Wir pendelten zwischen Erbstetten und Heidelberg (Wohnort Josie) und fieberten sehr der Zeit entgegen endlich wieder zu dritt trainieren zu können und als es dann soweit war, versuchten wir mit den vorhandenen Matten so viel wie nur möglich zu üben.
Regelmäßiges Training in der Halle war uns erst wieder gestattet, nachdem wir eine Sondergenehmigung von der Gemeinde bekommen hatten (Sondergenehmigung wurde möglich durch das Corona-Gesetz für Berufs- und Leistungssportler und der Öffnung der Halle durch die SVG und die Gemeinde Birkenau für die Kadersportler). Im Sommer war es endlich wieder erlaubt in kleinen, festen Gruppen „normal“ zu trainieren und so ist es bis heute geblieben."